Sonntag, 27. Juli 2014

Nachdenken schmerzhafter als Elektroschocks?


In der Süddeutschen Zeitung (4. Juli 2014) stand ein Artikel von Sebastian Herrmann, darin berichtet er von einem Versuch, der an der Universität von Virginia von einem Psychologen Namens Timothy Wilson durchgeführt wurde (Fachjournal Science Bd. 345, S. 75, 2014):

Die Probanden sollten 6 – 15 Minuten in einem nüchternen Raum sitzen und nichts tun – lediglich im Geiste mit einem Thema ihrer Wahl beschäftigen. Aufstehen oder einschlafen durften sie nicht.

15 Minuten Auszeit, mal zur Ruhe kommen. Klingt doch gut und nach einer leichten Übung, oder?

Weit gefehlt -  die Mehrzahl der Teilnehmer empfand diese Zeit als äußerst belastend. Das waren ihre Klagen: die Gedanken irren umher, sie können sich nicht konzentrieren und fühlen sich belastet.  
Dort wo die Möglichkeiten, die man sonst zur Ablenkung nutzt, um einen herum greifbar gewesen wären, wenn man sie hätte nutzen dürfen, war es noch viel schlimmer. Bei den Probanden zu Hause wurde der Versuch auch durchgeführt, da war das Gefühl der Belastung sogar noch größer.

Das Ergebnis war altersunabhängig, es fällt dem Teenager ebenso schwer, sich nur mit seinen Gedanken zu beschäftigen, wie dem Senior mit über 70 Jahren.

Dann wurde die Versuchsanordnung verändert. Die Probanden bekamen ein Gerät zur Verfügung gestellt, mit dem sie sich milde, jedoch unangenehme Elektroschocks verpassen konnten. Vor dem Versuch haben alle Probanden vehement abgelehnt, sich selber Elektroschocks zu verpassen.
Die nächsten 15 Minuten sollten sie sich mit einem Thema ihrer Wahl beschäftigen.

Und was passierte? Eigentlich ist es unfassbar, aber zwei Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen haben sich selber schmerzhafte Elektroschocks verpasst, um nicht Nachdenken zu müssen. Ein Proband drückte sogar 190 Mal auf den Schock-Knopf.

Nachdenken – eine offensichtlich wirklich schmerzhafte Beschäftigung.


Was tun, wenn die Gedanken nicht zur Ruhe kommen?

Klar, es hat jeder diese Momente schon erlebt, in denen man sich nach Ruhe und Entspannung sehnt 
(z.B. beim Einschlafen), aber die Gedanken wollen einfach nicht aufhören, sich im Kreis zu drehen.
Man gäbe viel darum, die Gedanken nicht wahrnehmen zu müssen. Es gibt zum Glück angenehme Alternativen zum Elektroschock.

Eine Möglichkeit, das #Gedankenkarussell zu durchbrechen: gib deinem #Verstand etwas Bestimmtes zu tun. 

Zum Beispiel kannst du ihn damit beauftragen, sich auf deinen Atem konzentrieren. Atme ein und aus.
Beobachte, was in deinem Körper geschieht, wenn du einatmest. Lege eine Hand auf die Mitte deines Brustkorbes. Kannst du wahrnehmen, wie er sich seitlich öffnet, sich leicht hebt und senkt beim Einatmen?
Versuche, mit jedem Atemzug immer etwas tiefer einzuatmen. Lege die andere Hand auf deine Bauchdecke und nehme wahr, dass sie beginnt, sich mit jedem Einatmen zu heben und mit dem Ausatmen zu senken. Wie ein Boot, das sanft auf den Wellen geschaukelt wird, hebt sich deine Hand auf der Bauchdecke und senkt sich wieder.

Und solange du mit dieser Beobachtung beschäftigt bist, wird dein Gedankenkarussell eine Pause einlegen.
Dies ist eine sehr einfache #Atemübung, die du jederzeit, an jedem Ort durchführen kannst. Zum Beispiel an der Arbeitsstelle als kurze Pause zwischendurch, oder im Zug, beim Schlangestehen im Supermarkt.

Einladung zum Austausch

Wie geht es dir mit dem Thema „Gedankenkarussell“? Was hast du für Erfahrungen gemacht? Was hilft dir? Ich würde mich freuen, wenn du hier im Kommentar davon berichtest.